21.06.2012

Gästeforum II: Wie gehe ich damit um?

Im vorigen Beitrag — Gästeforum? Ein Erfahrungsbericht — habe  ich euch erzählt, wie es mir selbst mit meinem Gästeforum ergangen ist und was ich schon ausprobiert habe. Das ist natürlich sehr einseitig — zumal es nicht nur von persönlichen Vorlieben und Abneigungen abhängt, sondern auch davon, welche Art von Forum man betreibt. Deshalb werfe ich heute einen Blick über den Gartenzaun und berichte davon, was ich in anderen Foren beobachtet habe.

Vorab: In vielen älteren Foren habe ich Hinweise darauf gefunden, dass es früher einmal einen Gästebereich gab, der geschlossen werden musste. Mit „älter“ meine ich vor allem Foren, die schon seit Ende der 90er Jahre existieren. Dort mag das unter anderem daran liegen, dass die damalige Forensoftware Spam noch nicht gut ausfiltern konnte und ein Forum mit Gästebereich dann schnell davon überschwemmt wurde. Das sollte heute nicht mehr das zentrale Problem sein.



Welche Möglichkeiten gibt es?

Offenes Gästeforum als eine Art „Speakers' Corner“
Diese Variante habe ich in einem sehr kleinen (heute in dieser Form nicht mehr existierenden) Forum kennengelernt, wo sie auch genau so propagiert wurde: Jeder dürfe da schreiben, ohne Ansehen der Person, Thema egal. Die Idee gefiel mir. Mein eigenes Gästeforum war daher auch lange Zeit tendenziell genauso geführt: Kein Werbespam, keine illegalen Einträge, keine schweren Beleidigungen — ansonsten aber alles erlaubt. Was dabei herauskam, habe ich im letzten Beitrag berichtet. Womit ich nicht sagen will, dass das nicht klappt. Bei mir hat es letzlich nicht geklappt. Es kommt sicher aufs Forum an.

Gastkommentare im Forum generell möglich
Das kann funktionieren. In dem Fall braucht es aber ein Moderationsteam, das bereit steht, falls sich unter den Gastkommentatoren „Trolle“ befinden sollten. Sonst steht man als Admin auf verlorenem Posten.
Ich hatte einmal das Vergnügen, dem Auftritt eines Gasttrolls in einem Forum beizuwohnen, das nicht mein eigenes war. Die Sache wurde von einer resoluten Moderatorin dadurch beendet, dass sie den beteiligten Forenmitgliedern auf gut Deutsch gesagt die Schnauze zuhielt. Sehr nachahmenswert! ;)

Gästeforum in der Art eines Gästebuchs
Das scheint mir die häufigste Form von Gästeforen zu sein. Ich kenne sie in zwei Varianten:
  1. ein Gästeforum, in dem jede/r einen Gästebucheintrag (in Form eines neuen Themas) hinterlassen kann
  2. ein Forenbereich, in dem Gäste in einem vom Admin eröffneten Thread einen Eintrag als Antwort hinterlassen können
Beides scheint mir in erster Linie eine Alternative zu einem Gästebuch alter Prägung zu sein. Hier sind die Gäste dazu aufgefordert, nette Grüße zu hinterlassen. Allfällige Spameinträge können problemlos gelöscht werden. Diskussionen gibt es nicht.

Externes Gästebuch
Gelegentlich finden sich in Foren auch immer noch externe Gästebücher, wie es sie früher von zahlreichen Anbietern zum Einbinden in die private Homepage gab. Sie scheinen aber allmählich aus der Mode zu kommen.

Moderiertes Gästeforum
Im Gegensatz zum offenen Gästeforum ein Bereich, in dem Gäste je nach Vorgabe und Regeln mitmischen, aber nicht einfach tun können, was sie wollen.
Moderation kann darin bestehen, dass die Beiträge erst freigeschaltet werden müssen, oder auch darin, dass ein Moderatorenteam dafür sorgt, dass die Bäume der Gäste nicht in den Himmel wachsen.



Wie gehe ich damit um / was ist für mich sinnvoll?

Beim Neustart eines Forums hilft es, Gästen einige Rechte einzuräumen, z.B. das Recht, Kommentare zu schreiben (nicht aber eigene Themen zu starten). Das senkt die Hemmschwelle zum Mitmachen und hilft, neue User zu gewinnen. Falls es funktioniert, kann man das auch weiterführen. Ich selbst bin durch diese Möglichkeit in dem einen oder anderen Forum hängengeblieben. Auch etliche meiner eigenen User sind auf diese Weise in meinem Forum gelandet.

Sobald man merkt, dass es mehr Ärger als neue User bringt, ist es Zeit, diese Option zu beenden; dasselbe gilt auch für ein offenes, unmoderiertes Gästeforum.

Bei einem laufenden Forum ist zu bedenken: Stress mit Gästen kann User vertreiben. Entweder dadurch, dass die User sich durch die Gäste gestört fühlen — oder auch dadurch, dass man als Admin ärgerlich reagiert und deshalb auf die User nicht gerade einen souveränen Eindruck macht. Die ärgern sich dann schnell mehr über das „Gekeif“ der Admine als über den nervenden Gast. (Erfahrungswert!)

Generell sollte gelten: Die Interessen der User gehen unbedingt vor!



Einen Aspekt habe ich bisher noch gar nicht erwähnt, und zwar die

Spielwiese für uneingeloggte User

Dies war eine Zeit lang einer der Hauptaspekte des Gästeforums der Literarchie. Es macht enorm viel Spaß, wenn man keine Angst vor Anonymität bzw. dem Spiel mit Identitäten hat (also davor, nicht mehr zu wissen, wer wer ist); leider funktioniert das nur in einem offenen Gästeforum. Um diese Möglichkeit tut es mir leid, obwohl einige meiner User das nicht goutierten und kindisch fanden. Na ja ... man kann es nie allen recht machen.


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Damit ist das Thema Gästeforen fürs erste abgeschlossen, es wird keinen dritten Teil geben. Welches Thema als nächstes dran ist, weiß ich noch nicht — lasst euch überraschen!

Ups, übersehen: Ich bin euch ja noch den Unterschied zwischen der Moderation von Gastbeiträgen in einem Forum und der Kommentarmoderation in einem Blog schuldig geblieben! Das wird also Gegenstand des nächsten Beitrags sein. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch etwas näher darauf eingehen, warum Forensoftware (zumindest die mir bekannte) besser für den Umgang mit registrierten Usern geeignet ist als für den mit unregistrierten Gästen.

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